10 TAGE ROADTRIP DURCH SARDINIEN // TEIL 3 – ORISTANO

ROADTRIP DURCH SARDINIEN

Ein weiterer sonnenverwöhnter Tag auf der Insel brach an. Heute jedoch mit großem Lust auf Abenteuer. Ganz ohne Frage, das Meer hier an der Ostküste ist traumhaft, doch Sardinien ist groß. Unsere knapp zwei Wochen mussten wir möglichst gut einteilen, um so viel wie möglich von der Insel sehen zu können. Nach unserem dreitägigen Aufenthalt in Cardedu, hatten wir als nächstes vier Tage für Cagliari reserviert, die Hauptstadt von Sardinien. Und die noch verbleibenden Urlaubstage, wollten wir im Norden der Insel verbringen. Somit blieb der westliche Teil der Insel leider zu kurz. Daher war die Überlegung: wie wäre es mit einem Kurztrip nach Oristano?

Kurz nach dem Frühstück fuhren wir los. Ihr müsst dazu wissen, es führt keine direkte Autobahn quer durch die Insel. Man fährt quasi im Zickzack um die Alpen. Die Strecke im Norden führt hoch bis etwa Nuoro, von da geht es wieder runter über Ghilarza nach Oristano. Und südlich verläuft die Autobahn runter bis Villaputzu, weiter nach Nuraminis, und von da wieder hoch nach Oristano. Da die südliche Strecke jedoch eine halbe Stunde länger ist, fuhren wir über Norden und stellten recht schnell fest, dass wir auf der gleichen Strecke unterwegs waren, als wir Pozzo Sacro di Christina Christina besucht hatten.

ORISTANO – Die Stadt an der Westküste Sardiniens

ROADTRIP DURCH SARDINIEN Oristano

Irgendwann, ca. 60 km vor Ankunft, ließen wir die Berge hinter uns und das Land wurde langsam flach. Nach etwa zwei Stunden Fahrt durch kurvenreichen Straßen & Serpentinen erreichten wir Oristano gegen 12:30 Uhr. Die Landschaft im Westen der Insel, sah genau so aus wie ich mir Sardinien ursprünglich vorgestellt hatte. Meist flach und nur wenige Erhebungen. Die hohen Berge des Ostens, waren auf dieser Seite nur leicht am Horizont zu erkennen und ich bekam das Gefühl wieder tief einatmen zu können.

„Endlich wieder eine Großstadt!“, rief ich erfreut, als wir schließlich ankamen. Eigentlich freuten wir uns alle drauf wieder etwas Trubel zu erleben, bummeln zu gehen oder einfach nur die Atmosphäre der Stadt aufzunehmen. Es blieb jedoch meist beim Betrachten der Schaufenster und ich muss an dieser Stelle etwas vorgreifen, denn außer Supermärkte, waren die Läden tatsächlich auch in Oristano geschlossen. Und auch sonst war ziemlich wenig los in der Stadt. Siesta ist demnach wohl nicht nur in den Ferienorten der Insel üblich. Ziemlich schade und es zeigte auch gleichzeitig, dass Oristano kaum von Touristen besucht wird. Ob der fehlende Tourismus die Ursache dafür war, dass die Stadt zu schliefen schien? Immerhin waren die Cafés geöffnet.

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Die Monumenti antiviolenza | Oristano soll im Jahre 1070 erbaut worden sein, als das Volk Aufgrund von Belagerung aus Tharros floh. Im Museum Antiquarium Arborense in der Via Parpaglia, kann man diverse Fundstücke aus Tharros und Umgebung bestaunen.

Vor dem städtischen Gerichtsgebäude „Tribunale di Oristano„, gab es öffentlichen Parkmöglichkeiten. Dort fanden wir einen freien Parkplatz im Schatten. In dessen unmittelbarer Nähe, reihten sich Wohn- und Bürokomplexe neben zahlreichen weiterführenden Schulen. Vom Stadtbild her, könnte man sich in jeder anderen Großstadt der Welt befinden.

Wir machten an einem keinen Café rast, ursprünglich um unsere Notdurft nach der langen Fahrt zu verrichten und gönnten uns Kaffee & Kuchen. Das Kind bekam eine Kleinigkeit vom Imbiss nebenan, der tatsächlich während der Siesta-Zeit geöffnet hatte. Diese Gelegenheit wurde erfreut genutzt. Wenig später schlenderten wir gestärkt und gut gelaunt in die Altstadt. Es waren jetzt um die Mittagszeit kaum Menschen unterwegs, obwohl Oristano mit knapp 31.500 Einwohnern nicht wirklich als Kleinstadt bezeichnet werden kann.

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Cattedrale di Santa Maria Assunta | Piazza Duomo, 09170 Oristano

Besichtigt haben wir die Katholische Kirche Cattedrale di Santa Maria Assunta, die im Übrigen von außen absolut nicht offenbart, wie beeindruckend schön sie ist. Und im Anschluss die Chiesa di San Francesco. Beide menschenleer. Wir schienen die einzigen Touristen in der Stadt zu sein.

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Der kleine Park um den Kriegerdenkmal Monumento Ai Caduti In Guerra

An dem kleinen Park am Monumento Ai Caduti In Guerra setzten wir uns in den Schatten und fütterten die Tauben. Die verlassen wirkende Umgebung schlug sich merkwürdigerweise etwas auf unser Gemüt nieder. Vielleicht lag es aber auch an der Mittagshitze. Die Stadt wirkte sehr traurig. Mein Reiseführer beschrieb Oristano als „einen lebhaften Ort mit gelassener Atmosphäre“, wir konnten das an diesem Tag jedoch nicht bestätigen. Vermutlich war das eher in den späten Abendstunden oder im Herbst der Fall, wenn die Sonne nicht mehr so brütet.

Ich erinnere mich, dass ich überlegt habe ob ich glücklich wäre hier zu leben und mich gefragt habe, wo hier der Puls der Stadt ist. Der Ort, der von den Einheimischen angezogen wird. Es musste ihn doch geben. Selbst im kleinsten Dorf versammelt man sich irgendwo. Wir zogen weiter, um diesen belebten Platz in Oristano zu finden.

An der PIAZZA ROMA | Piazza Elenora d`Arborea & Torre di Mariano II o di San Cristoforo

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An der Fußgängerzone Corso Umerto

Dann fanden wir endlich den Ort wo sich mehr Menschen um diese Zeit tummelten. An der Piazza Elenora d`Arborea und am Torre di Mariano II o di San Cristoforo (der Turm von Mariano II). Die belebtesten Plätze waren eindeutig die, die um diese Zeit im Schatten lagen. Das historische Zentrum der Stadt war im Grunde relativ schnell erkundet. Am besten gefallen hat uns jedoch die Piazza Roma rund um den Mariano Turm, die mit der Fußgängerzone Corso Umerto verbunden ist. Gerne hätten wir die vielen kleinen Läden erkundet, wenn sie natürlich geöffnet gewesen wären.

Dieser große Platz wird von den Einheimischen „Via Dritta“ genannt und ist durch eine kurze Straße direkt mit der Piazza Elenora d`Arborea verbunden. Berühmt ist er für den in seiner Mitte stehenden Turm, den sogenannten Torre di Mariano oder auch Torre di San Cristoforo. Das 19 Meter hohe Bauwerk gehört zu den einstigen Verteidigungsmauern und diente als eines der Haupttore nach Oristano. Die anderen Fragmente der Mauer sind an der Hauptstraße und teilweise auch verstreut im Stadtzentrum zu sehen.

Der Torre di Mariano war um diese Zeit (von 13 Uhr bis 17 Uhr) leider für Besichtigungen geschlossen. Für 2€ (Stand 2022) hätten wir ansonsten gerne die enge spiralförmige Treppe im Turm nach oben bestiegen, und den schönen Ausblick über Oristano genossen. Das Ganze war der Siesta-Zeit geschuldet. Zugegeben frustrierend, wenn man eine Stadt besucht und überall auf verschlossene Türen trifft…

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Wir hatten irgendwann das Gefühl im Stadtzentrum von Oristano alles gesehen zu haben, was um die Mittagszeit möglich gewesen war, und beschlossen weiter zu ziehen, um andere Bezirke der Stadt zu entdecken. Es ging an die Küste.

TORRE GRANDE – ORISTANO

Torre Grande liegt am Rand der Sinis Halbinsel von Oristano. Eine schöne Gegend an der Küste, mit vielen hübschen Ferienhäusern und Hotels. Wir fanden relativ schnell einen freien Parkplatz im Wohngebiet des Via Vittorio Bottego, nur wenige Schritte vom Strand entfernt. Als wir die um die Zeit menschenleere Strandpromenade an der Lungomare Eleonora d’Arborea erreichten, erblickten wir etwas schockiert, wie sich ein junges Paar direkt an der Straße auf einer Bank miteinander vergnügte! Völlig ungeniert setzten sie ihre Vereinigung fort. Zum Glück hatte das Töchterchen nur Augen für die Souvenirstände mit ihren bunten Waren, die ca. 100 Meter entfernt vom Schauplatz des Geschehens zu sehen waren, so dass wir sie nicht ablenken mussten oder in Verlegenheit kamen, das Treiben auf der Bank möglichst kinderfreundlich erklären zu müssen.

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Ein Stand nach dem anderen bot hier das gleiche bunte Zeugs an: aufblasbare Schwimmutensilien, billiges Plastikspielzeug, Strandkleidung, Schmuck, Hüte, Handyhüllen, Taschen, Geldbeutel und diverse Souvenirs wie Kühlschrankmagnete. Die Verkäufer waren angenehmerweise nicht aufdringlich. Sie grüßten uns nett, während Sie gechillt im Schatten saßen und ihre Musik hörten. Wir schauten uns um und irgendwie machte es sogar Spaß, die dargebotenen Waren anzusehen. Ein kleines Shopping-Erlebnis, da ja sonst alles in der Stadt geschlossen war. Wir kauften sogar ein paar kleine Mitbringsel für Zuhause.

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Der „Hausstrand“ von Torre Grande war im Gegensatz zu der Promenade gut besucht, jedoch überraschenderweise nicht überfüllt. Vielleicht waren die meisten Urlauber aus dem Festland wieder abgereist, denn in drei Tagen würden wir den September auf der Insel begrüßen. Der breite Sandstrand bot keine Schattenplätze, aber viel Platz für eine Menge Badegäste. Wir spazierten durch den feinen Sand bis zum Wasser und tunkten unsere Füße kurz ins kalte Nass. Auch hier, herrlich klares Badewasser.

Torre Grande hat mir persönlich gut gefallen. An der Promenade entlang gibt es einige Bars und Restaurants, und auch einen Strandservice. Am Abend ist hier sicherlich einiges los. Die Ferienhäuser an der Lungomare Eleonora d’Arborea sind richtig schön und gepflegt. Wir hatten jedoch recht schnell genug gesehen und beschlossen weiter zu ziehen. Wie bereits schon mehrfach erwähnt, sind die Restaurants und Läden in Sardinien bis zum späten Abend geschlossen. Die Urlauber gehen baden und diejenigen, die arbeiten müssen, halten vermutlich Mittagsschlaf.

Das Gebiet um den Industriehafen „Porto Industriale“

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Ihr müsst wissen, Oristano liegt an der Mündung des Flusses Tirso und auch gleichzeitig auch zwischen Meer und Lagune. Auf der Landkarte sieht man in der unmittelbaren Umgebung der Stadt daher viel Wasser. Ich hätte mir sehr gerne den Binnensee Sagno die Cabras und den äußersten Punkt Capo S.Marco mit Torre Vecchia angesehen, doch der Hubby wollte den kreisrunden See Stagno di Santa Giusta, um den Industriehafen herum erkunden gehen. Auch weil der Ort näher zu unserem Standort lag. Gesagt getan.

Doch Obacht! Möchte man sich am Industriehafen umsehen, dann sollte man die Kameras lieber in der Tasche lassen, denn das Sicherheitspersonal taucht plötzlich auf dem Hafengelände auf und rügt, dass man sich hier in einem militärischen Gebiet befindet und dementsprechend Fotografieren verboten ist! Ein Hinweisschild oder ähnliches war uns allerdings nicht aufgefallen. Das Areal scheint also Kameraüberwacht zu sein, denn es war hier menschenleer als wir kamen.

Uns ist der Spaß daraufhin natürlich gehörig vergangen. Theoretisch wäre es uns nicht verboten gewesen das Gelände weiter zu erkunden. Wir stiegen wieder ins Auto und fuhren ein wenig im Industriegebiet herum. Da es hier aber sonst nicht viel zu sehen gibt als nur Industrie und Parkplätze, ging es zur Stadt.

Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass wir unterwegs von der Schnellstraße aus weiße Flamingos gesichtet haben, die im seichten Wasser des Stagno di Santa Giusta wateten, während im Hintergrund die tiefe Sonne bereits den Abend ankündigte. Ein wunderschönes Bild. Zu garne hätten wir irgendwo angehalten und diese Tiere aus der Nähe bewundert. Auf der Schnellstraße war jedoch keine Parkmöglichkeit zu finden.

In einem Imbiss irgendwo in der Stadt, haben wir zu Abend gegessen und fuhren im Anschluss darauf wieder nach Cardedu zurück. Es wurde recht schnell dunkel und die Fahrt abenteuerlich. Irgendwo in den Bergen trafen wir unerwartet auf dichten Nebel, aber auch sonst waren die Straßen Aufgrund der fehlenden Straßenbeleuchtung nur mit Fernlicht einigermaßen noch zu erkennen. Wir sind natürlich entsprechend langsam gefahren und kamen nach einer gefühlten Ewigkeit, völlig müde aber wohlbehalten in unserem Hotel an.

Zum Abschluss noch ein paar Eindrücke aus Oristano

Mein Fazit über Oristano: Die Stadt empfand ich zwar schön, jedoch gab es für meinen Touristen-Geschmack einfach zu wenig um groß Eindruck hinterlassen zu können, da abgesehen von Cafés, so gut wie alles um die Zeit bereits geschlossen war. Eigentlich schade. Wenn sich die Stadt mehr Tourismus wünschen sollte, dann sollten die Museen länger als bis zum Vormittag und einige Geschäfte, wie Souvenirläden, auch während der Mittagszeit geöffnet bleiben.


In meinem nächsten Betrag über Sardinien, werde ich euch von unserem Aufenthalt in der wunderschönen Hauptstadt Cagliari berichten. Ich versuche die drei Tage dort möglichst in einem Beitrag zusammen zu fassen. Bin gespannt ob mir das gelingt.

Bis dahin, machts gut und genießt die herrlichen Sommertage!

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