Im Hintergrund, der Bahnhof von Ventimiglia
An unserem zweiten Tag in Sanremo landeten wir spontan in Ventimiglia, die Stadt in der Provinz Imperia, Ligurien. Wir hatten die Idee mit dem Auto noch etwas die Küste entlang zu fahren, bevor es früh am nächsten Tag weiter nach Nizza gehen sollte. Die Schnellstraße E80 nach Frankreich, verläuft nämlich durchs Landesinnere und man bekommt kaum Gelegenheit die schöne ligurische Küste zu bewundern.

Nun ich bin ehrlich, Ventimiglia hat nicht das Charisma von Sanremo, aber dafür viel Geschichte zu bieten. Sie wurde im Laufe der Zeit mehrmals verwüstet, insbesondere durch die Sarazenen im 10. Jahrhundert. In den Bergen, westlich der Stadt fand man Überreste eines von etwa 200.000 Jahre alten menschlichen Individuums, eines frühern Neandertalers (Die archiologischen Funde können im Prähistorischen Museum der Balzi Rossi bewundert werden).
Ventimiglia ist kaum von Touristen frequentiert, stellten wir fest. Vermutlich sieht es freitags anders aus. Warum, berichte ich euch weiter unten.

Es war wirklich angenehm durch die Innenstadt zu schlendern, da wenig Fußgänger unterwegs waren. Es könnte Siesta-Zeit gewesen sein, aber im Vergleich zu Sanremo war hier deutlich weniger los.
Der Park Giardini Pubblici

Wir parkten am Rathaus und hielten uns eine Weile im hübschen Park Giardini Pubblici auf, der sich direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet. Diese stolzen hohen Kiefer Bäume im Park übten eine besondere Atmosphäre aus. Abgesehen davon spendeten sie mehrere Meter hoch über unseren Köpfen viel Schatten, ohne im Park dabei viel Raum einzunehmen.
Doch diese anmutigen Bäume, die ihr in meinen Bildern sehen könnt, stehen tatsächlich nicht mehr! Ich habe eben voller Bestürzung erfahren, dass die Stadt Ventimiglia erst vor einigen Wochen, im September, etwa 57 dieser prachtvollen Bäume im Park fällen ließ! Angeblich wegen Sturzgefahr. Waaaah…ich könnte heulen…


Jetzt loht es sich wahrscheinlich auch nicht mehr weiter über den Park zu berichten. Ich schätze mal der tolle Spielplatz, so schön im Schatten unter den Bäumen ist dort auch nicht mehr…und vielleicht auch das hübsche Kinderkarussell nicht.
Die Mündung von Roya

Nachdem das Töchterchen sich ausreichend im Spielplatz des Parks ausgetobt hatte, zog es uns ans Wasser. Wir überquerten die Straße und spazierten links zur Flussmündung von Roya, und betraten den flachen Kieselstrand. Das erwies sich mit einem Kleinkind dann doch als keine so gute Idee. Es lag teilweise viel Müll herum und auch viele Glasscherben, meist zerbrochene Bierflaschen. Also Kommando zurück. Schade um den sonst eigentlich schönen Platz.

Ein Kaffee wäre doch jetzt toll, dachten wir. Das Töchterchen wollte eine Limo. Vor uns erblickten wir das Ristorante La Sirena, gleich nebenan am Platz. Es bot Sitzplätze draußen im Freien, mit einem schönen Blick auf das Meer und den Strand. Wir durften uns ein nettes Plätzchen am Tisch aussuchen und bestellten. Frisch gepressten Saft gab es nicht. Sie hatten nur Dosen-Limonade im Angebot.
Saudumme Idee, vorher nicht nach einer Getränkekarte verlangt zu haben. Der Preis für eine Tasse Kaffee war in Ordnung, aber für die Dose Limo bezahlten wir 5 Euro! Das war ehrlich gesagt ein kleiner Schock. Diese Preise hatten wir ehrlich nicht erwartet, denn das Lokal wirkte ehrlich alles andere als nobel..
Am Strand von Ventimiglia

Es ging weiter den Strand entlang, in Richtung Sanremo. Die Brücke über Roya zu überqueren spornte uns nach dieser Erfahrung gar nicht mehr an. Später haben wir diese Entscheidung wie immer bereut, denn so verpassten wir die einmalige Chance die schöne Altstadt von Ventimiglia zu besichtigen…

Hier auf der anderen Seite ist der Strand sauber und gepflegt, doch um unsere Füße ins Wasser zu tauchen war es jetzt am frühen Vormittag noch etwas kühl.
Wissenswertes: In Ventimiglia und Umgebung gibt es eigentlich nur Kieselstrände. Zwei wunderschöne liegen in der Nähe des Stadtzentrums. Der Spiaggia dei Balzi Rossi, ist umgeben von roten Klippen, Wildpflanzen und Blumen und eigentlich Teil einer archäologischen Stätte. Der zweite ist der Spiaggia di Bordighera, sechs Kilometer östlich von Ventimiglia. Auch bequem mit dem Bus oder der Bahn erreichbar.

Unseren Mittagshunger stillen wir Ristorante Da Sofia. Das Essen war lecker und die Preise angemessen. Aber fragt mich jetzt nicht was wir gegessen haben, ich kann mich leider nicht mehr daran erinnern.
Am Belvedere Resentello – Ventimiglia

Der Belvedere Resentello ist ein schöner und großer Platz direkt am Meer. Hier werden regelmäßig Konzerte und andere Events ausgetragen. Besonders schön ist der Platz natürlich bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, wie wir sie hatten. Hier lässt es sich wahrlich Abschalten, den Wind um die Ohren pfeifen lassen und dem Meer lauschen. Und die Aussicht erst! Herrlich!


A D R E S S E
Passeggiata G. Oberdan,
18039 Ventimiglia IM
Im Anschluss sind wir wieder zurück nach Sanremo gefahren und konnten am Abend immerhin noch die dortige Altstadt besichtigen. Ein ausführlicher Bericht darüber folgt demnächst.
Aber mein Beitrag ist an dieser Stelle noch nicht am Ende, denn…
Ventimiglia und die Umgebung hat noch viel mehr zu bieten…
◊ Die Altstadt von Ventimiglia
Ich hatte auch ja weiter oben berichtet, dass wir die Gelegenheit verpasst haben die mittelalterliche Altstadt von Ventimiglia (Ventimiglia Alta genannt) zu besichtigen. Sie erhebt sich im Westen auf einer steilen Klippe und bildete im 19. Jahrhundert das Zentrum der Stadt. Man sagt, sie sei architektonisch besonders und ein ungewöhnlich schöner Ort. Uns war das zum Zeitpunkt leider nicht bekannt. Dass diese alten Gebäudeansammlungen auf der Klippe aber etwas besonderes sein müssten, ahnte man schon auf dem ersten Blick.
In den steilen, gewundenen Straßen der Altstadt soll es vier Kirchen geben. Die Kirche San Michele, direkt an der Hauptstraße, ist z.B. über 1.000 Jahre alt. Ihre Granitsäulen, die die Krypta der Kirche tragen, sollen ursprünglich römische Meilensteine gewesen sein.
Falls ihr einen ganzen Tag hier verbringen wollt. Im Zentrum der Altstadt kann man übernachten und das hübscheste Hotel dort soll das La Terrazza dei Pelargoni sein. Die Bilder auf der Homepage haben mich jedenfalls voll überzeugt.
◊ Der Wochenmarkt von Ventimiglia – Il Mercato del Venerdi

Als ich erfuhr, dass jeden Freitag viele Franzosen und Monegassen nach Ventimiglia pendeln um hier im größten Wochenmarkt Liguriens einzukaufen, wunderte ich mich über die Wucherpreise im besagten Restaurant dann nicht mehr.
Jeden Freitag öffnet auf der schönen Promenade der Stadt ein großer Markt unter freiem Himmel. Aus ganz Ligurien kommen Landwirte und Händler, um Produkte aus der Region, wie frische Backwaren, Wein, Blumen, Kräuter, Pflanzen zu verkaufen. Man bekommt aber auch andere Produkte Kleidung und Haushaltswaren zu günstigen Preisen.
Wir haben das Spektakel leider verpasst. Leider auch die überdachte Markthalle, obwohl wir uns ganz in der Nähe aufgehalten haben.
A D R E S S E
Mercato Communale
Via Aprosio, 28,
18039 Ventimiglia IM
◊ Die Bibliothek von Ventimiglia
In der mittelalterlichen Stadt befindet sich eines der wichtigsten Bibliotheken Italiens, die Biblioteca Civica Aprosiana. Diese riesige öffentliche Bibliothek zählt zu den ältesten in Italien und ist ein Muss für jeden Bibliophilen. Gegründet hat sie der Schriftsteller und Augustiner Mönch Angelico Aprosio im Jahr 1648. Sie beherbergt die zweitgrößte Sammlung von Handschriften und Büchern des Landes aus dem 17. Jahrhundert.
Außer sonntags für die Öffentlichkeit zugänglich.
A D R E S S E
Biblioteca Civica Aprosiana
Piazza Ettore e Marco Bassi, 1,
18039 Ventimiglia IM
◊ Castello di Dolceacqua
In dem kleinen Dorf Dolceacqua, etwa 10 km von Ventimiglia entfernt, steht seit 1177 ein Schloss im historischen Ortskern, mit Blick auf das Dorf. Es wird auch Castello di Doria genannt. Das Schloss und sein kleines Dorf sind so malerisch, dass es den berühmten Maler Claude Monet, der 1884 das Dorf besuchte so inspirierte, dass gleich zwei seiner Meisterwerke die damalige Dorfszene festhalten.
◊ Schlemmen in Ventimiglia
Zu den lokalen Spezialitäten in Ventimiglia zählen Barbajuan, eine knusprige Vorspeise, mit Butternusskürbis oder Käseravioli gefüllt. Man kann sie heiß oder kalt essen. Piscialandrea ist eine Spezialität der ligurischen Küche aus dem Jahr 1300. Man sagt es sei ein Vorläufer der Pizza des 19. Jahrhunderts. Heute verbreitet in der Provinz Imperia, Montecarlo und Nizza. Und natürlich Meeresfrüchte, Meeresfrüchte und Meeresfrüchte.

Auch wenn ich bei meinen Recherchen des öfteren lesen durfte, wie wenig attraktiv Ventimiglia im Vergleich zu den anderen Städten in Ligurien ist, hab ich es ehrlich gesagt anders empfunden. Gerade dieses “Verlebte”, und die tolle Lage am Meer und den Alpen, hat seinen ganz besonderen Charme.
Macht’s kuschelig ihr Lieben und bis bald,
Also der Beitrag wie immer sehr informativ ! Als ich das 4.Foto sah musste ich schmuzeln ! Einfach nur köstlich ! Da wird sie bestimmt sehr stolz sein auf diesen tollen Schnappschuss !!
Generell sage ich ist die Riviera bestimmt teuer . Ich glaub ich habe das mal geschrieben dass ich einmal in Monaco war und dann mal in Pietra Ligure. Das war es ! Mehr kenne ich von der Riviera wirklich nicht.
Ich denke das Preisniveau kommt einfach von diesen Nobelstädtchen wie Nizza, Cannes oder St. Tropez. Du wirst das aber bestimmt besser beurteilen können. Ich glaube nur dass diese Städte in den 60ziger oder 70ziger Jahren natürlich ihre Glanzzeit hatten. Heute trifft man die High Society sicherlich an anderen Orten. Gut es gibt die Filmfestspiele oder das Formel I Rennen in Monaco , das sind aber meiner Meinung nach Traditionen die man hier noch zu pflegen versucht. Egal es ist eine super schöne Gegend und sicherlich interessant die Küste mal näher anzuschauen !!! VG Manni
Vielen Dank, Manni! 🙂
Überraschenderweise habe ich Ventimiglia sogar etwas teurer erlebt als Sanremo. Hinterher habe ich ja auch den Grund dafür erfahren. Da Ventimiglia sehr Nahe an der Grenze zu Frankreich ist, kommen Touristen die Nizza besuchen, auch mal kurz rüber um etwas italienischen Flair zu schnuppern.
Ich gebe zu, die Städte an der französischen Riviera sind unglaublich schön im Vergleich, jedoch fand ich persönlich Sanremo um Längen schöner als Sant Tropez, und kann den Schickimicki-Auflauf dort daher überhaupt nicht verstehen. Aber vermutlich kann man das Besondere dort erst ab einer bestimmten Größe des Geldbeutels erblicken…
Also falls du dich irgendwann einmal in diese Region verirren solltest – unbedingt ein paar Tage Aufenthalt in Sanrem einplanen! 😀
Liebe Grüße,
Saadet
Vielleicht komme ich ja mal wirklich nochmals in die Region dann werde ich mir San Remo vormerken !!! LG Manni
Ein sehr informativer Beitrag über Ventimiglia! Ich habe noch nie von dieser Stadt gehört, aber du hast besonders schöne Ecken fotografiert und auch uns vorgestellt. Schade, dass die Bäume gefällt wurden, denn so wirkte der Platz viel schöner
LG Andrea
Vielen Dank! 🙂
Ja, das mit den Bäumen hat mich wirklich sehr getroffen. Der Platz dort war gerade wegen diesen tollen und hohen Bäumen so einzigartig schön. Einen vergleichbar hübschen Park hatte ich bis zum Zeitpunkt noch nicht gesehen. Wer weiß auch wie alt diese Bäume waren. Sehr schade…
Ich kannte den Namen Ventimiglia ehrlich gesagt auch nur von einem amerikanischen Schauspieler, der in der Serie Gilmore Girls gespielt hat. Und als ich in der Ligurien war, stellte ich fest, dass in Italien auch eine Stadt mit dem Namen existiert. 😀
Liebe Grüße!
hach, sommererinnerungen <3 so so schön!
Danke ❤️ Ja, das war’s wirklich
Das ist ja umfangreich wie ein Reiseführer, sehr schön! Ich hab Lust auf Sommer und Urlaub, Mist, gerade war ich meinen Herbstblues los… 😉
Ein tolles Kompliment! Ich danke dir! 😀
Sorry, mir geht es im Grunde auch so, wenn ich bei anderen lese. Schön wieder mal von dir zu lesen!
Liebe Grüße!
Den Ort kannte ich noch gar nicht, aber du machst wirklich Lust auf Ligurien damit. Das mit den Bäumen ist ja traurig. Das war wirklich ein ganz besonderer Platz, das kam schon auf den Fotos raus. Toll, dass Ihr so wunderbare Eccken entdeckt und sie uns vorstellt. Und dann so informativ, wirklich gut. Liebe Grüße, ich muss noch die anderen Artikel nachholen <3
Was für ein Lob! Vielen Dank! 🙂
Italien scheint in “jeder Ritze” etwas tolles zu verbergen. Egal wo man hingeht. Aber von Ligurien wurde ich wirklich positiv überrascht. Vermutlich, weil diese Ecke von Italien in der Reiseliteratur irgendwie unzureichend gepriesen wird. Sehr schade und unverdient, denn auch die Badestrände dort sind ein Traum!
Ganz liebe Grüße zurück! <3