
Es ist unser zweiter Tag in Cagliari. Auch heute sind wir wieder früh auf den Beinen. Wir machen uns kurz fertig um frühstücken zu gehen. Ursprünglich hatten wir geplant baden zu gehen, aber es regnet. Zum ersten Mal seit unserer Ankunft auf der Insel. Im Erdgeschoss des Hotels erwartet uns ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, ähnlich wie in Cardedu. Wie gewohnt nehme ich nur eine Tasse Kaffee zu mir und nutze mein Smartphone, um die Route zu den heutigen Sehenswürdigkeiten recherchieren, während Mann und unser Kind ihr Frühstück genießen.
Bastione di Saint Remy

Als wir das Hotel verlassen, regnet es noch immer. Wir hoffen, dass es nur von kurzer Dauer ist und setzen uns zunächst unter den Arkaden an einem der Cafés an der VIA ROMA und gönnen uns ein Cappuccino. Der Regen hört keine halbe Stunde später auf. Es ist kurz vor neun Uhr, als wir an der VIA NAPOLI immer geradeaus den Hügel hoch bis zur Einkaufsmeile VIA GUISEPPE MANNO marschieren. Von da an geht es weiter in Richtung Osten. Der Aufstieg fällt uns deutlich leichter als gestern, da die Hitze um diese Uhrzeit noch nicht so erdrückend ist. Wir haben uns für heute die Besichtigung des Bastione di Saint Remy im Stadtteil Castello vorgenommen. Direkt danach wollen wir den Markt von Cagliari Mercato di San Benedetto besichtigen, der sich im Stadtteil San Benedetto befindet.

Die Besichtigung des Bastione zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Cagliari, und auch Antonio, denn wir gestern kennenlernen durften, hat uns die Besichtigung wärmstens ans Herz gelegt. In zahlreichen Quellen wird die Festung als der beste Ort für die beeindruckendste Aussicht auf die Stadt und den Hafen beschrieben. Das dürfen wir uns natürlich auf keinen Fall entgehen lassen.
Wenn man schließlich am Kreisverkehr des PIAZZA CONSTITUZIONE ankommt, steht man schon direkt vor dem imposanten neoklassizistischen Bauwerk Bastione di Saint Remy, dass zwischen den Jahren 1896 und 1902 auf den Überresten älterer Befestigungsanlagen Sperone und Zecca errichtet wurde. Zweck war es die Altstadt von Cagliari vor möglichen Angriffen zu schützen. Benannt ist die größte Dachterrasse von Cagliari im Übrigen nach dem Baron von Saint Remy, Felix Pallavicino.




Die monumentale Treppe Scalinata di Santa Teresa die zur Aussichtsterrasse Umberto führt, besteht aus 200 Stufen. Sie ist von wunderschönen Säulen und Bögen gesäumt, die uns Besuchern den anstrengenden Aufstieg in der Hitze etwas erleichtert und gleichzeitig an mehreren Stellen einen tollen Blick auf die Stadt bietet. Mein Reiseführer behauptet, es gebe insgesamt drei Aufzüge hoch zur Festung, aber wir haben nur zwei entdeckt und beide waren leider außer Betrieb.
Ein Aufzug ist an der Piazzetta David Herbert Lawrence zu finden, und der zweite an der Viale Regina Elena, 14. Beide befinden sich nicht in der Nähe der Treppen, sondern rechts weiter die Straße VIALE REGINA ELENA hoch. Da ist man wohl schneller, wenn man die Treppen nimmt. Vorausgesetzt natürlich, man hat keine körperlichen Einschränkungen. –> Wenn man nicht gut zu Fuß ist, hat man auch alternativ die Möglichkeit die Citybuslinie 7 zu nehmen, die von der Piazza Yenne aus in das Castello Viertel fährt.

Die weitläufigen Terrassen und Gärten der Festung sind selbst in der Hitze ideal zum Entspannen. Es geht ein leichter Wind hier oben und es ist kaum was los. Nicht entgehen lassen, denn man bekommt einen atemberaubenden Panoramablick auf Cagliari, den Hafen und das umliegende Meer. Ich stelle mir vor, dass es in den späten Abendstunden, wenn die Sonne am Untergehen ist, die Atmosphäre hier sicher unglaublich romantisch sein könnte.





Nach einer ausführlichen Besichtigung der Festung, und wir haben wirklich jede Ecke gesehen, ist es nun Zeit unser nächstes Ziel anzupeilen, den Markt von Cagliari. Unsere Route dorthin führt uns an der schönen Gasse VIA DEL FOSSARIO vorbei und an den terrassenartigen Mauern des Kastells entlang bis zur Kathedrale Il Santuario dei Martiri. Die Strecke liegt zwar direkt an der knallenden Sonne, es lohnt sich, denn von hier bekommt weitere schöne Aussichtspunkte auf die Stadt geboten.
Die Kathedrale Il Santuario dei Martiri

An der VIA DEL DUOMO erblicken wir die Kathedrale Il Santuario dei Martini aus dem 13. Jahrhundert. Da ihre Türen offen stehen, schauen wir kurz hinein und bewundern die prachtvolle Einrichtung. Es heißt, im Jahre 1618 wurde hier von Erzbischof Francisco Desquivel eine Krypta erreichtet. Das in den Felsen gehauene Heiligtum hat Tonnengewölbe und barocke Verzierungen. Wir können von der Kathedrale aus durch eine kleine Öffnung einen Blick darauf werfen (Bild rechts unten).




Was die Krypta zu etwas besonderem für Cagliari macht ist, dass hier die Reliquien und die sterblichen Überreste der zahlreichen Märtyrer von Cagliari ruhen. Wir entscheiden uns gegen eine Besichtigung. Ich kann euch heute leider nicht mehr sagen warum, denn viel Zeit hätte sie uns nicht gekostet. Schade, wir hätten die beeindruckenden architektonischen und künstlerische Elemente aus der Nähe bewundern können.

Die Treppen hinunter, unmittelbar vor der Kathedrale, befindet man sich an der PIAZZA CARLO ALBERTO. Hier steht die Staute des Heiligen Franziskus von Assisi. Im Übrigen an derselben Stelle, an der früher das Schafott stand, auf dem man Adelige hingerichtet hat, die des Hochverrats angeklagt worden waren. Heute hängen über unseren Köpfen, Turnschuhe auf der Stromleitung. Irgendwie makaber.



Am Museo Archeologico Nazionale di Cagliari, an der PIAZZA ARSENALE, machen wir kurz halt und schlendern ein wenig durch das Areal. Da wir ja den Markt von Cagliari besuchen wollen, entscheiden wir uns aus Zeitgründen gegen den Museumsbesuch. Auch den angrenzenden Park Giardini Pubblici, die zur Villa Grande Ercolanese gehört lassen wir aus.


Ganz in der Nähe beginnt übrigens das Gebiet, dass „Teufelskehle“ oder „Teufelssattel“ genannt wird und um die sich eine bekannte Sardische Legende rankt, die eng mit der Stadt Cagliari verbunden ist.
Wir laufen vom Museum aus an der PIAZZA ARSENALE entlang und biegen in die sehr schmale Straße VIA UBALDO BADAS ab. Diese führt durch Porta San Pancrazio, ein hohes bogenförmiges Tor unterhalb des Turms. Man muss aufpassen, da diese Straße für Autoverkehr freigegeben ist, denn es fahren immer wieder Fahrzeuge hier durch.

Von hier aus geht es den Hügel hinunter in das Stadtviertel San Benedetto. Wir wechseln auf die rechten Seite der Straße, auf der sich für uns Fußgänger ein Gehweg befindet und bekommen von hier weitere schöne Aussichtspunkte auf die im Tal liegende Stadtteile von Cagliari geboten. Wenige Minuten später überqueren unten an dem Kreisverkehr die Straße. Google Maps sagt, wir müssen nun an der VIA S. SATURNINO entlang und durch einige schmale Gassen des Viertels laufen, wenn wir zum Markt San Benedetto möchten.
Der Markt von San Benedetto

Um den Markt herum herrscht reges Treiben. Hauptsächlich sind es Einheimische die ihre Einkäufe tätigen oder ihrer Arbeit nachgehen. Es herrscht zudem viel Verkehr. Wir müssen aufpassen, dass wir keinem Mopedfahrer oder einem Fahrzeug in die Quere kommen. Aus diesem Grund versäume ich es ärgerlicherweise ein schöneres Bild vom Gebäude und dem Eingang des Marktes zu knipsen. Von außen wirkt es wie ein altes Firmengebäude, etwas unscheinbar und in die Jahre gekommen. Später erfahre ich, das das Konstrukt aus den 60er Jahren stammt.


Der alte Markt von Cagliari war jedoch eine architektonische Augenweide, besaß hohe Säulen wie ein griechischer Tempel und wurde von den Einheimischen liebevoll „Parthenon“ genannt. Warum man dieses historische Gebäude in den 1950er Jahren abgerissen hat, ist mir absolut unverständlich! Es wäre heute noch eine Bereicherung für Cagliari und ein Besuchermagnet. Der allererste Markt in Cagliari, gegründet 1886, stand ursprünglich in Largo Carlo Felice, auf einem offenen Marktplatz.
In meiner Vorstellung war der Markt von San Benedetto tatsächlich eine Mischung aus beiden Versionen, denn ich hatte zuvor keine Recherche betrieben und in meinen beiden Reiseführern sind keine Fotos davon abgebildet. Ich muss wohl etwas aus der Vergangenheit empfangen haben. Nun stehen wir davor und sind gespannt auf das Innere des Gebäudes, denn der Mercato di San Benedetto soll einer der größten und ältesten Märkte Sardiniens sein, mit 4.000 qm Verkaufsfläche und etwa 240 Händler, die alles anbieten, was Sardinien an Spezialitäten zu bieten hat.











Gemeinsam mit den Einheimischen schlendern wir durch die Gänge, die anstelle eines Supermarkts extra hierher gekommen sind, um frische und regionale Produkte einzukaufen. Zu gerne würde ich erfahren wollen, für welches Gericht sie die Zutaten benötigen, doch abgesehen von den Verkäufern sprechen die meisten kein Englisch. Die Atmosphäre ist lebendig und einladend. Wir laufen an Ständen vorbei, die mit frischem Obst und Gemüse überquellen. Die Auswahl ist überwältigend und die Verkäufer sind stolz auf ihre Produkte. An einem Stand in der Ecke kaufen wir ein paar Kaktusfeigen, Feigen, Trauben und Pfirsiche. Die werden wir unterwegs verzehren.






Dann geht es runter ins Untergeschoss, denn der Markt von San Benedetto hat zwei Ebenen. Hier unten werden hauptsächlich Fisch, Meeresfrüchte und Fleischwaren angeboten. Quasi alles was direkt aus dem Meer kommt. Auch lebendige Schecken haben wir entdeckt. Abgesehen vom Fisch, ist der Rest nichts für mich. Leider liegt auch ein unangenehmer Fischgeruch in der Luft, vermutlich Aufgrund der heißen Jahreszeit, so dass ich eine schnelle Runde drehe und oben auf Mann und Kind warte.
Wichtiger Hinweis: Der Markt in San Benedetto ist aktuell wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und wurde temporär auf Piazza Nazzari verlegt. Nur wenige Gehminuten entfernt vor dem Teatro Lirico, dem großen Theaterbau der Stadt. (Stand: Juni 2025)
In den Straßen von SAN BENEDETTO
Nach dem Marktbesuch beschließen wir die ansässigen Apotheken abzuklappern um einen elektronischen Antijuckreiz-Stick zu kaufen, denn wie bereits schon in meinem zweiten Beitrag über Sardinien erwähnt, sind die Biester ziemlich hungrig auf der Insel und mittlerweile leiden wir ganz schön am Juckreiz. Selbst ich werde hier nicht davon verschont, obwohl ich sonst so gut wie nie von Mücken gestochen werde. Wir werden nicht fündig und kaufen einen herkömmlichen Stift zum auftragen. Falls ihr ebenfalls geplant habt die Insel zu besuchen, dann unbedingt daran denken das Heilmittel eurer Wahl mit in euer Reisegepäck einzupacken!







In San Benedetto erlebt man das echte, authentische Cagliari. Wir beobachten die Sarden bei ihren täglichen Besorgungen und wie sie ihrer Arbeit nachgehen, während wir gemächlich an der Hauptstraße VIA DANTE ALIGHIERI in Richtung Küste hinunter schlendern. Uns fällt auf, dass in diesem Stadtteil deutlich weniger Touristen anzutreffen sind. Es fühlt sich wirklich an wie ein Ort abseits der gewohnten Touristenpfade. An der VIA NUORO angekommen, suchen wir einen kleinen Supermarkt auf, um uns mit Wasser einzudecken. Anschließend geht es zurück ins Hotel. Einige Stunden ausruhen und frisch machen für den Abend.
Bummeln durch Cagliaris Viertel Marina und San Remy

Gegen 16.30 Uhr sind wir zurück auf den Straßen von Cagliari. Wir schlendern zunächst durch die Arkaden von Via Roma und klappern ein paar Boutiquen ab, auf der Suche nach Shorts für den Mann und T-Shirt für das Kind. Irgendwie macht es im Ausland mehr Spaß shoppen zu gehen. Man kann die Trends mit denen zu Hause vergleichen. Einen großen Unterschied konnte ich jedoch nicht feststellen. Später erkunden wir die Stadtteile Marina und San Remy. Die bekannte Einkaufsmeile Cagliaris hatten wir bisher vernachlässigt, und hier wimmelt es von Touristen. Die Cafés sind gut besucht und die Restaurants machen sich bereit für den Ansturm der hungrigen Gäste am Abend.





Abendessen im Maua Poke
Mittlerweile ist es 18 Uhr geworden und auch wir bekommen langsam Hunger. Allerdings wollen nicht hier an der Einkaufsmeile essen gehen. Nicht unbedingt wegen den eventuell höheren Preisen, sondern weil hier zu viel los ist. Wir beschließen weiter zu laufen und eine ruhigere Ecke suchen. An der VIA SANTA MARGHERITA entdecken wir Maua Poke ein kleines Restaurant das Hawaiianische Poke-Bowls anbietet, mit einer schönen Aussicht die Bastione gegenüber. Wir beschließen zu probieren, denn heute haben wir Lust auf frische Zutaten.




Der Besitzer ist sehr nett und hilfsbereit. Wir bekommen jeder einen Zettel, auf dem einzelnen Basis-Zutaten und Toppings aufgelistet sind, und stellen uns unsere Wunsch-Bowls zusammen. Wir müssen auch nicht lange warten, bis unsere Bowls und Sommerrollen serviert werden. Die Menüs sind nicht nur optisch ein Highlight, sondern auch unfassbar lecker. Ungelogen, wir hatten bisher noch nie so gute Bowls gegessen!
Wer es noch nicht wusste: Poke‘ bedeutet geschnitten oder gehackt. Im Ursprungsland Hawaii wird es ‚Ahi-Poke‘ genannt und beinhaltet gewürfelten, rohen Thunfisch, mit einer speziellen Marinade. Erfunden haben das Gericht hawaiianische Fischer die ihren frischen Fang in Würfel schnitten und mit allerlei Zutaten verfeinerten. Quelle: www.schafferer.de/gastro/magazin.

Im Anschluss laufen wir langsam in Richtung unseres Hotels, mit einem kleinen Umweg über den Park Piazza del Carmine, um auch die westlichen Ecken an der VIA ROMA zu erkunden. In einer Ecke des Parks sitzen einige Jugendliche, während eine Familie ihre Füße an einem der Brunnen abkühlt. Wir schließen uns ihnen an und entspannen uns kurz an einem der Bänke, bevor es direkt ins Hotel geht. Wir sind ziemlich müde vom vielen Laufen, aber es war ein schöner Tag.
Unser letzter Tag in der Inselhauptstadt folgt demnächst, ihr Lieben. Genießt die sonnigen Tage!

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Das hast du echt sehr schön geschrieben, wie eine Geschichte…als wäre ich dabei gewesen.
Dankeschön 🥰 Genau das war auch mein Wunsch. Freue mich sehr, dass es mir scheinbar gelungen ist.