
Es gibt ja diese obligatorischen Fragen, die einem nach einer Urlaubsreise immer gestellt werden, so ungefähr wie: “Was kommt dir als erstes in den Sinn wenn du an [Urlaubsort] denkst?” Nun wenn ich an Barcelona denke, dann zuerst definitiv an unsere karge und teure Unterkunft im Stadtteil Sant Antoni. Dann jedoch, an diese vielen bunten Rolltore die wir in der Stadt überall entdeckten. Diese besondere Art der Straßenkunst war mir in der Form wie sie in Barcelona praktiziert wird, bisher noch gar nicht aufgefallen. Darum stelle ich sie jetzt als erstes vor. Weiter unten zeige ich euch dann meine restliche Fotoausbeute zum Thema Street Art oder auch Urban Art, die ich im Juni 2018 in Barcelona vor die Linse bekam.
Street Art als Werbemittel // Die kunstvollen Rolltore von Barcelona
Bereits an unserem ersten Abend, als wir auf der Suche nach einem Restaurant unsere neue Umgebung auskundschafteten, sind sie mir schon aufgefallen. Ich blieb eine Weile stehen und bewunderte die kunstvollen Darstellungen. Relativ schnell stellte ich fest, dass sich die Kunstwerke auf den Rolläden, auf die Geschäfte dahinter bezogen und fand die Idee klasse.
Ab diesem Moment fing ich alle Tore zu fotografieren, die ich unterwegs erspähen konnte. Faszinierend, wie sich dadurch eine ganze Stadt am Ende des Tages in eine urbane Leinwand verwandelt. Auch dass die ansässigen Händler nachts oder während ihrer Abwesenheit etwas Werbung für ihr lokales Unternehmen machen können, ist eine tolle Sache. Und die Nachtschwärmer der Stadt brauchen sich nicht mehr gruseln, denn die dunklen Gassen wirken so um ein vielfaches weniger furchteinflößend.


Es war im Übrigen gar nicht so einfach im Netz Informationen darüber zu bekommen. Möglicherweise habe ich nicht nach den richtigen Begriffen gesucht. Tatsächlich kam ich erst mit meiner Suche auf Spanisch weiter. Irgendwie war ich damals nicht auf die Idee gekommen, mich bei den Händlern vor Ort zu erkundigen.
An der Carrer de la LIuna An der Carrer de Joaquim Costa Gesehen: Carrer de Joaquim Costa
An der Carrer de Floridablanca Entdeckt an der Carrer del Comte Borrell
Entdeckt an der Carrer de Balsco de Garay Befindet sich an der Carrer de Casanova
Ecke Av de Mistral An der Carrer de Floridablanca


An der Carrer del Comte d’ Urgell Entdeckt im Stadtteil Sant Antoni Entdeckt an der Carrer de Balsco de Garay An der Carrer de Floridablanca An der Avinguada de Gaudi An der Carrer de Floridablanca
Kunstvoll gestaltete Eingänge scheinen oftmals die Eigentümer vor Verunstaltung durch unerwünschtem Graffitti oder Tags zu schützen. Denn diese oftmals nachtaktiven Künstler wissen sehr gut, wie viele Stunden harte Arbeit dahinter steckt.
Sonst wacht man eins morgens auf und findet seinen Eingang ungefähr so vor…
Laut meinen Recherchen erlebte Barcelona die Blütezeit des Street Art in den 1990er Jahren. Jeder der Rang und Namen hatte (Bansky, Os Gemeos oder The London Police) hinterließ seine begehrten Spuren in der Stadt. Doch im Jahre 2005 beschloss Stadtregierung von Joan Clos die Stadt zu säubern, indem sie durch eine Bürgerverordnung die Graffiti-Gesetze verschärfte, hohe Geldstrafen verhängte und die farbenfrohsten Gegenden der Stadt Weiß übermalen ließ. Ab da wurde diese Kunst als Vandalismus angesehen, und wenn man erwischt wurde gab es (zuletzt bis 2008) auch für Geschäftsinhaber Strafen. Selbst auch dann, wenn sie diese Arbeit höchstpersönlich in Auftrag gegeben hatten.
Dazu gibt es eine kleine Doku Bcn Rise & Fall (mit Untertitel in engl.). Hier berichten Zeitzeugen über ihre Erfahrungen als Künstler und der Null-Toleranz für Urbane Kunst durch die Regierung. Mehr Infos zum Thema findet ihr auch hier: metropoliabierta.com/
Eigentlich sollte man meinen, Barcelona hätte ein besonderes Herz für Künstler. Gerade wenn man an seine großen Söhne Picasso, Dalí, Gaudí, Tàpies und Miró denkt (wobei ich den Hype um Picasso überhaupt nicht versehen kann…*räusper*). Diese Abneigung speziell für die Urbane Kunst, hat vielleicht auch ein Stückweit mit der Angst vor einer neuen Popkultur und der politschen Meinungsäußerung der Künstler zu tun, die ihre Frustrationen in bunten Bildern Ausdruck verleihen.


Im Jahr 2012 wurde Murs Lliures-Projekt (Freie Wände) ins Leben gerufen, um die Graffitti-Welt aus der Marginalität und Illegalität zu retten. Die gemeinnützige Organisation ist überall in Barcelona dabei behilflich, den Machern Urbaner Kunst legal bemalbare Wände zu finden. Sie starteten eine Petition und machten die Kunst des Graffitis zu etwas Legalem. Auf der Wallspot- Website wird Künstlern (und Fotografen), der Standort der Wände angezeigt, die in der Stadt gestrichen werden können. Die Initiative erlebte seitdem einen großen Wandel.
Mehr Street Art von Barcelona

Natürlich habe ich als Street Art Fan alle Arten von Straßenkunst während meines Aufenthaltes in der Stadt festgehalten. Die schönsten und interessantesten Fundstücke teile ich jetzt mit euch:
La Carbonería

In einer Stadt mit Künstlern und Architekten wie Antoni Gaudí und Lluís Domènech i Montaner mag es überraschend sein, dass ausgerechnet dieses Gebäude zu den am meisten fotografierten in Barcelona zählt. Einst Casa Tarragó genannt, steht La Carbonería derzeit leer. Das ehemalige Kohlehaus zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt.
Von 2008 bis Februar 2014 diente La Carbonería als soziales Zentrum, bis die Hausbesetzer vertrieben wurden. Nach der Räumung sollte es abgerissen werden, doch der Stadtrat rettete es vor der Zerstörung und am 27. November 2015 wurde das Gebäude als “historisch und künstlerisch wertvoll” eingestuft. Dies bedeutet, dass die Eigentümer die Fassade weder abreißen noch wesentlich verändern können. Quelle: barcelonalowdown.com/
Die offiziell für Street Art freigegebene Mauer am Camí de Can Mora
Die Graffitti-Mauer entlang der Passeig de la Circumval Lacio
Im Jardins De Clotilde Cerdà, Monumental

Die Kunst auf dem Platz des Jardins De Clotilde Cerdà mag vielleicht nicht unbedingt zu Graffiti gehören, ist aber nicht minder beeindruckend. Im Gegenteil. Hier haben Kunststudenten des Consorci d’Educació de Barcelona mit farbigen Mosaik-Steinchen tolle Portraits geschaffen. Teilweise beeindruckend fotorealistisch. Der Hof befindet sich direkt neben dem Bahnhof Monumental. Erreichbar mit der Linie L2.
Die kunstvollen Botschaften mit Konservendosen


Graffiti an Türen & Eingängen
Einige der nun folgenden Kreationen mögen zugegeben nicht jedermanns Geschmack sein, aber gehören – zumindest was mit betrifft – zu der Street Art Kategorie: “Krass, aber hat was”. Daher teile ich sie mit euch. Auch deshalb dokumentarisch wertvoll, weil viele vermutlich gesäubert und damit irgendwann für immer aus der Bildfläche verschwinden werden.




Die Berner-Gang in Barcelona?

Barcelonas Street Arts gehören längst zu den Top 10 der Städte für Urbane Kunst weltweit. Nicht umsonst, denn zeitgenössische und politische Werke werden weiterhin kunstvoll zum Ausdruck gebracht und regierungsfeindliche Parolen und Botschaften nehmen angesichts der Spannungen zwischen den Katalanen und der nationalen spanischen Regierung immer mehr zu. Es bleibt also spannend für Liebhaber der Street Art-Kunst. Wer weiß, über welche großartigen Werke dort man in Zukunft sprechen wird.
Restliche Fundstücke – The Best Of The Rest






Street Art Touren durch Barcelona
Geführte Street Art Touren gibt es wie in New York, natürlich auch in Barcelona. Die individuellen Führungen könnt ihr wie üblich entweder über tripadvisor, oder direkt auf den Seiten streetartbcn.com/ oder barcelonastreetstyletour.com/ buchen.
Falls ihr die Stadt eigenständig erkunden wollt, findet ihr auf der Seite barcelonalowdown.com/ Infos über die einzelnen Locations, um eure ganz persönliche Self-Guided-Street Art-Tour durch Barcelona zu planen.
Buchtipps:
Barcelona Street Art von Khaled Sayed
Icons Of Steet Art von Michael Harker
Ich hoffe meine persönliche Urban Art-Führung durch Barcelona hat euch gefallen. Danke für’s vorbeischauen. Wenn ihr die ein oder andere Info zu den Künstlern oder Kunstwerken habt, dann gerne her damit! 🙂
Bis bald und bleibt gesund!

Das ist eine tolle Sammlung von Streetart in Barcelona. Ich wusste gar nicht, dass es soviel gibt. Die Rolltore habe ich gesehen, aber die Dosenbotschaft nicht. Das ist ein Grund, Barcelona nochmals zu besuchen 😀
LG Andrea
Danke schön! ❤️
Oh, ja. Ich würde auch sofort wieder zurück wollen!
eine ganze Reihe von fantastischen Motiven auf den Rolltoren. Mal beängstigend mal freundlich und mal einfach lustig. Eine tolle Idee die mal fotografisch festzuhalten. Hast eine sehr gute Idee gehabt und diese hier zu zeigen! Da kommt man aus dem staunen gar nicht mehr heraus !!!
Am Wochenende habe ich mir ganz arg vorgenommen mal in dem Buch zu lesen. Durchgeblättert habe ich es ja schon gleich wo es angekommen ist. Also vergessen ist das nicht !!!! LG Manni
Was für ein Kompliment! 🙂 Vielen Dank, Manni! Ich dachte auch, mal was anderes festzuhalten, als nur die typischen Sehenswürdigkeiten im Reiseort. Die Rolltore gehören ja genauso zu Barcelona.
Kein Ding. Was das Buch betrifft, hat es sicherlich einen Grund und du wirst es bestimmt zum richtigen Zeitpunkt lesen.
Liebe Grüße!
wow, was für eine tolle sammlung… echt schön! dass das an den rolltoren ist, habe ich zwar bemerkt, aber es ist mir nicht so recht bewusst aufgefallen. in valencia hab ich das ja auch gesehen – sichtlich mögen die spanier das 🙂
Ich danke dir! ❤️
Bemalte Rolltore habe ich auch schon oft gesehen, aber meist waren es nur persönliche Ausdrucksformen der Künstler. In Barcelona ist mir zum ersten mal diese schöne Kombination mit Kunst und Werbung aufgefallen. Eine wirklich tolle Sache! 🙂
Ganz liebe Grüße!
das stimmt *.*