
Wenn ich richtig gerechnet habe, muss es der 5. Tag unseres Aufenthaltes in Barcelona gewesen sein, als wir schließlich die märchenhafte Kathedrale Sagrada Familia im Juni 2018 besuchten. Es war ein regnerischer Tag. Die düsteren Wolken besetzten die Stadt und mochten einfach nicht weiter ziehen. Es war wie ein Wunder, dass wir den Tag ohne ein Regenschirm relativ trocken überstanden haben. Immer wenn der Regen stärker wurde, fanden wir zufällig Unterschlupf. Ob beim Bäcker um die Ecke, in der Kathedrale, Abends im Restaurant oder in der Metro, auf dem Weg zurück ins Hotel.
Wieder einmal hatten wir den ganzen Vormittag vertrödelt. Als wir endlich in die Pötte kamen, saßen andere vermutlich längst wieder beim Mittagessen. Zum Glück hatte ich unsere Tickets am Tag zuvor online für 14:15 Uhr reserviert. Wie immer gings zu Fuß los. Nach etwa einer Stunde marsch, erreichten wir die Basilika. Am Eingang mussten wir nicht lange warten. Ich zeigte an der Kasse mein Handy mit der Buchung vor und wir bekamen die Karten. Praktisch und schnell.

Bereits am Vortag waren wir vor diesem Monument gestanden, ziemlich beeindruckt von der ungewöhnlichen Architektur. Wie aus einem Märchen schien die Kirche zu sein. Nun waren wir gespannt. Wir betraten die heiligen Mauern und wurden schier von ihrer Größe überwältigt. Auch im Inneren ist sie nicht minder beeindruckend. Gigantisch groß und hoch ist es hier. Der glatte Marmor sieht edel aus und spiegelt das Licht und die bunten Glasfenster am Boden wieder. Man blickt automatisch hoch. Der Mittelschiff und seine zwei Seitenschiffe, werden jeweils durch eine Reihe von Säulen abgetrennt. Diese vielen Details überall. Sie sind so fassentenreich und andersartig in ihrer Form. Sowas hatte ich bisher noch nie gesehen. Man steht da und schaut fasziniert um sich. Ich überlegte, wo man hier mit dem Bau vor über 100 Jahren (1883) hier begonnen haben könnte.






Die Atmosphäre im inneren der Kirche konnte ich nicht richtig aufnehmen. Es war teilweise zu viel los. Immer wieder lief ich hinaus ins Freie, auf den Terrassenabschnitt vor dem abgesperrten Eingang, um etwas durchatmen zu können, wenn es mir wieder zu eng wurde. Die wirklich sehenswerten und interessantesten Bereiche waren meist von den Reisegruppen besetzt und die standen gefühlt eine Ewigkeit in großen Scharen zusammen. Gegen sie hatte man teilweise keine Chance. Man muss wohl im Winter herkommen, um sich ganz hier in Ruhe umsehen zu können. Ich habe erfahren, dass die Touristensaison in Spanien in der Regel schon an Ostern beginnt.


Mein Favorit ist jedoch die Krippenfassade (auch Geburtsfassade genannt). Mit ihren vier Türmen wurde sie im Jahre 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Das ist die Seite der Kirche, den Gaudi persönlich fertigen ließ. Sie ist dem Park mit dem Teich zugewandt. Ich liebe seinen Stil und die unzähligen Details und die Figuren, die alle eine Geschichte erzählen. Man könnte allein ihretwegen hier stundenlang stehen und sie betrachten.
Als Gaudi im Juni 1926 bei einem Verkehrsunfall starb, waren zudem die Krypta, ein Portal, die Wände der Apsis und ein Turm (der dem Apostel Barnabas gewidmete Glockenturm) fertig gebaut. Alle weiteren Bereiche kamen später nach und nach hinzu. Das sieht man aber auch, denn die nachträglichen Anbauten entsprechen irgendwie so gar nicht seinem Stil. Ich gebe zu, das stört mich mehr als ich dachte, auch wenn es die Sagrada Familia dadurch ein stückweit einzigartiger macht.


Ich erfuhr, dass Gaudí auf dem Land in Südkatalonien aufwuchs. Als Kind war er wohl sehr krank und verbrachte viel Zeit draußen in der Natur. So hatte er die Gelegenheit die Pflanzenwelt aus der Nähe zu studieren. Diese Beobachtungen nutzte er später als Inspiration in seinen Werken. Kaum dass man es weiß, erkennt man plötzlich überall die Natur in ihrer fassettenrechen Form. Man bemerkt die Blütenknospen auf den Turmspitzen, die Bäume im Kirchenschiff, die Spiralen der Schneckenhäuser an den Treppen, die Weinreben an der Krippenfassade und noch viele mehr. Sein einzigartiger Stil, vereint mit der spanischen Gotik, machte die Kirche zu einem architektonischen Meisterwerk.

Wir waren froh im Trockenen zu sein, während es draußen zeitweise in Strömen regnete. Anfangs hatte ich es noch bedauert, die Besichtigung der Türme nicht mit gebucht zu haben und gegrübelt warum ich diese Option bei der Buchung übersehen hatte. Sie dann vor Ort gesperrt zu sehen, beschwichtigte mich etwas. Vielleicht Aufgrund von Baumaßnahmen, dachte ich. Erst später erfuhr ich, dass die Türme bei schlechtem Wetter nicht zugänglich sind. In meinem Reiseführer stand nichts darüber. Eigentlich eine wichtige Information. Irgendwo im Internet habe ich gelesen, dass es keine Teilerstattung auf den Eintrittspreis gibt, sollte der Tag tatsächlich auf ein Schlechtwetter treffen. Also muss man das Risiko bei einer Zubuchung gezwungenermaßen in Kauf nehmen.
Wenn man jetzt auf die Idee kommt, den Zugang zu den Türmen erst im Nachhinein vor Ort dazu buchen zu wollen, könnte es in der Touristensaison ziemlich schwierig werden. Für die Führungen gibt es immer ein begrenztes Zeitfenster. Falls es tatsächlich klappen sollte, bekommt man u. U. eine viel spätere Zeit für die Turmbesichtigung zugewiesen und muss im schlimmsten Fall mehrere Stunden dort verbringen, oder möglicherweise komplett umbuchen. Daher besser seine Wunsch-Kombitickets im Voraus reservieren.
DIE UNTERIRDISCHE KIRCHE & KRYPTA DER SAGRADA FAMILIA

Was wir zudem auch so überhaupt nicht auf dem Schirm hatten, war der Besuch der unterirdische Kapelle. Sagen wir es mal so: dass die Sagrada Familia überhaupt eine unterirdische Kirche besitzt, war mir total entgangen. Dieses Detail hatte ich wohl im Reiseführer überflogen. *räusper* Nun ja, es ist passiert. Als wir die unterirdische Kirche durch diese kleinen Bogenfenster am Boden der Basilika entdeckten, wurde das Bauwerk in dem Moment noch einzigartiger für mich, als sie ohnehin schon ist.
Die Kirche unten war voller Menschen und es schien zum Zeitpunkt eine Messe stattzufinden (Foto oben) Wir suchten den Zugang in der Basilika oben, konnten ihn aber nicht finden. Zumindest waren alle Treppen mit Kordeln abgesperrt. Heute weiß ich, der Eingang zur Kypta ist außen und die Öffnungszeiten für Besucher unterscheiden sich deutlich (s. weiter unten). Falls ihr nun neugierig seid, wie es dort unten ausschaut, so bekommt ihr über eine virtuelle Tour auf der offiziellen Seite der Basilika einen tollen Einblick von der unterirdischen Kapelle (Krypta): sagradafamilia.org/visita-virtual.
Tja, so kam es auch, dass wir die Besichtigung von Gaudis Grab verpassten. Er wurde nämlich in der Krypta der unterirdischen Kapelle begraben, gemeinsam mit den Überresten von Bocabella, dem Mann, der dieses Bauprojekt ursprünglich ins Leben gerufen hatte. Tja, wie man sieht, kann man manchmal für “Spontanität” auch mal bestraft werden. Fotos vom Grab und detaillierte Infos findet ihr auf: mein-barcelona.com.
HINWEIS:
Der Eintritt zur Krypa ist frei. Der Eingang soll jedoch hin und wieder verlegt werden.
Daher evtl. einen Mitarbeiter vor Ort nach dem Zugang fragen.
Öffnungszeiten der Krypta:
Montag – Freitag: 9.00 – 10.00 Uhr und 18.00 – 21.00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 9.00 – 14.00 Uhr und 18.00 Uhr – 21.00 Uhr
DAS MUSEUM DER BASILIKA

Das im Jahre 1961 eröffnete Museum im Untergeschoss ist definitiv sehenswert. Hier erfährt man viel über den Bauprozess der Kirche und kann die Entstehung der Architektur quasi hautnah erleben. Viele der Ausstellungsobjekte sind lediglich Reproduktionen, denn im Zuge des Militärputsches und des Spanischen Bürgerkriegs im Jahre 1936, setzten einige der Revolutionäre die Krypta in Brand. Dabei wurde auch ein großer Teil der Werkstatt zerstört und somit viele der wertvollen Pläne, Zeichnungen, Fotografien und ein Teil der aus Gips gefertigten Modelle des Künstlers. Ein riesen Verlust. Nun wundert es mich auch nicht, dass ich die Architektur der Basilika vor Ort ein wenig chaotisch empfunden habe.
Nach dem Bürgerkrieg wurde die ausgebrannte Krypta wieder restauriert. Viele der zerstörten Modelle wurden dank des Architekten Francesc de Paula Quintana wieder hergestellt. So konnte auch der Wiederaufbau der Basilika im Jahre 1939 fortgesetzt werden. Wer sich für die wichtigsten Eckdaten des Baus interessiert wird hier fündig: sagradafamilia.org/historia-del-temple.






Die Atmosphäre im inneren der Sagrada Familia ist wirklich gigantisch. Kein Wunder also, dass die Basilika zu den Top Sehenswürdigkeiten der Welt gehört. Ich hätte so gerne viel mehr Eindrücke vom Inneren des Gotteshauses mitgenommen. Ich hoffe, bei unserem nächsten Barcelona Besuch. Wir wollen definitiv irgendwann wieder kommen.
Weitere Eindrücke rund um den Platz und der Basilika Sagrada Familia







Einige Fakten:
- Gaudi hatte eine Abneigung zu geraden Linien, weil sie seiner Meinung nach in der Natur nicht vorkommen. Aus diesem Grund haben z. B. die Türme der Sagrada Familia bauchige Konturen (nach ihrer Fertigstellung, wird die Sagrada Familia von 18 Türmen geschmückt sein).
- Die Gesichter vieler Figuren an der Geburtsfassade entstanden nach Gipsabdrücken von Einheimischen, und sogar auch von Toten aus dem Leichenschauhaus.
- Francisco Paula del Villar war es, der ursprünglich den Bau geplant hat. Er wollte eine Kirche in gotischer Architektur bauen. Er wurde jedoch nach einem Jahr entlassen, wegen zu hohen Materialkosten. Gaudi übernahm den Auftrag. Nach seinem Tod 1926 leitete sein Schüler Domènec Sugranyes die Leitung der Arbeiten.
- Gaudi plante eine 95 m lange und 60 m breite Kirche, die Platz für 13 000 Menschen bieten sollte.
- Die Krypta unter der Apsis war der erste vollendete Teil der Kirche.
- Die Dacharbeiten im Innenraum wurden erst im Jahre 2010 abgeschlossen.
- Im März 2020 stellte die Baubehörde die Bauarbeiten an der Sagrada Família aufgrund der COVID-19-Pandemie ein. Im Oktober 2020 wurden sie wieder fortgesetzt.
- Aufgrund ihrer immensen Größe wird die Sagrada Familia oft als “Kathedrale” bezeichnet, obwohl sie kein Bischofshauptquartier besitzt. Sie wurde am 11.07.2010 von Papst Benedikt XVI. geweiht und zum Status einer Basilika erhoben.
- Der offizielle Name der Sagrada Familia lautet Temple Expiatori de la Sagrada Família (auf Deutsch: Sühnekirche der Heiligen Familie).

A D R E S S E
Carrer de Mallorca, 401,
08013 Barcelona
Museumsshop: store.sagradafamilia.org/es
Tickets über die Webseite: sagradafamilia.org/tickets
Öffnungszeiten:
- Samstags und sonntags von 9 bis 15 Uhr.
- 30 Minuten vor Geschäftsschluss werden keine Tickets mehr verkauft.
- Die Direktion kann in Ausnahmefällen die Öffnungszeiten und -tage für die Öffentlichkeit bei besonderen Ereignissen in der Basilika ändern.
- Früher kommen um das Besuchszeitfenster nicht zu verpassen
- Angemessen kleiden (Die Kirche Barfuß zu betreten ist z.B. nicht erlaubt)
Erreichbarkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln:
- Mit der U-Bahn: L2 und L5, Haltestelle Sagrada Familia oder L3 oder Haltestelle Verdaguer.
- oder mit den Bus-Linien: 10, 19, 33, 34, 43, 44, 50, 51
Sagrada Familia kostenlos besuchen
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man einen freien Zugang zur Basilika bekommt.
- Während einer Messe in der Sagrada Familia: Seit Oktober 2017, kann man jeden Sonntagmorgen ab 9 Uhr an der Messe teilnehmen. Die Türen öffnen sich um 8:30 Uhr, wo die Besucher durch die Carrer de La Marina eintreten können. Jedoch ist die Kleiderordnung sehr streng und die Wachen haben das Recht den Zugang zu verweigern, wenn sie der Meinung sind, dass die Kleidung nicht den erwarteten Richtlinien entspricht. Etwas früher kommen, um sich einen der besten Plätze mit Sicht auf die Basilika sichern zu können.
- Sonderveranstaltungen: Gelegentlich werden Sondermessen in der Basilika abgehalten, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Infos bekommt man auf der offiziellen Website: sagradafamilia.org

Den Hunger stillen
Nachdem wir die Basilika verlassen hatten, war es bereits spät am Abend. Wir hatten mittlerweile auch mächtig Kohldampf. Auf unserem Rückweg durch die Innenstadt, entdeckten wir in einem der Seitenstraßen das kleine, von außen ziemlich unscheinbare Restaurant La Torteria Mexicana, ein paar Blocks nördlich der Sagrada Familia entfernt. Wir blieben sofort stehen, als wir Tacos auf der Speisekarte entdeckten. Ihr müsst wissen, seit unserem Road Trip durch die USA 2017 sind wir verrückt nach Tacos. Wir waren mächtig gespannt, ob sie uns hier genauso gut schmecken würden.
Wir betraten das ziemlich schmale, aber nach hinten hin lang verlaufende Restaurant. Hier und da hingen mexikanische Dekos an der Wand. Die Sitzplätze im hinteren Bereich waren etwas beengt und alles sehr zweckmäßig ausgestattet. Es war niemand zu sehen. Dann tauchte ein junger Mitarbeiter auf und begrüßte uns mit einem freundlichen Lächeln. Er bestätigte, dass das Restaurant geöffnet ist und auch gleich bestellt werden kann. Also setzten wir uns hin. Die kleinen quadratischen Tische waren in quetschbunte Decken gehüllt. Das Töchterchen war natürlich begeistert.
Für einige Besucher mag die Einrichtung nicht gerade als hip gelten, doch die sollten sich davon nicht beirren lassen. Man muss die Tacos hier unbedingt probieren! Die hausgemachten Saucen dazu sind ebenfalls unglaublich lecker. Wirklich sehr zu empfehlen!


Die kleinen Mais-Tortillas werden mit verschiedenen Fleischsorten und leckeren Zutaten gefüllt, wie Tomaten, Zwiebeln, Käse, Bohnen, Koriander, Jalapeños, u.v., untermalt mit unglaublich leckeren Saucen. Was uns betrifft, am Liebsten scharf.
A D R E S S E
Carrer de Padilla, 296,
08025 Barcelona, Spain
Speisekarte und Öffnungszeiten: latorteriamexicana.es


Wir schlenderten noch eine Weile durch die Innenstadt. Als dann der Regen stärker wurde, beschlossen wir mit der Metro zurück zu fahren. Der Tag war ohnehin schon so gut wie vorbei und wir seltsamerweise ziemlich kaputt von der Besichtigung. Obwohl wir ja eigentlich nicht viel unternommen hatten.
Mein Fazit: Beinahe überall wird empfohlen, dass wenn man nur einen Tag für Barcelona übrig hat, so solle man unbedingt die Sagrada Familie besichtigen. Ohne Zweifel ist die Kirche einzigartig und sehr sehenswert, aber wenn ich tatsächlich nur einen Tag Zeit für diese tolle Stadt hätte, so würde ich Rückblickend gesehen, den Tag eher mit der Besichtigung der Stadt selbst verbringen. Durch die Straßen der Altstadt schlendern und an der berühmten Fußgängerzone La Rambla entlang laufen, den Markt La Boqueria Market dort besuchen und an der langen Strandpromenade flanieren. Aber das ist meine persönliche Meinung.
Bleibt gesund ihr Lieben, genießt die Sonne und lasst euch nicht unterkriegen!

Freut mich wenn du vielleicht wieder dabei bist !!!! LG Manni
Danke Manni, ich hoffe 2022 wieder öfter produktiv zu sein und wünsche uns allen ein besseres neues Jahr! LG
Die Sagrada Familia ist unglaublich schön und es ging mir genauso wie dir, dass ich soetwas vorher noch nie gesehen habe. Die Architektur ist so beeindruckend und wunderschön. Auf jeden Fall werde ich sie auch noch mal besuchen. Ich wünsche dir eine gute Sommerwoche
LG Andrea
Hallo meine Liebe,
sorry, dass meine Antwort so lange gedauert hat. Aufgrund bestimmte Ereignisse hatte ich keine Motivation mehr dazu. Daher bedanke ich mich umso mehr fürs Vorbeischauen und Kommentieren. 🙂
Es freut mich sehr, dass dir mein Bericht gefällt. Die Kirche ist wirklich außergewöhnlich schön. Würde mir wünschen, dass du sie bald besuchen kannst. Wahrscheinlich wird die Besichtigung in Zukunft etwas angenehmer sein, da man bestimmt nicht mehr so viele Besucher herein lassen wird, wie vor der Pandemie.
Ganz liebe Grüße!